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 „Alles,  was  ihr tut, geschehe in Liebe.“ 

Diese Jahreslosung ist eine Provokation. Nur Idealismus? Nur Utopie? Das tun nur die ganz Guten? Die ganz Klugen? Die, die es am besten wissen? Liebe! Klar! Aber: Hier meint es jemand anscheinend ernst. Sehr ernst. Denn dieser Satz ist ein Einspruch. Er spricht hinein. Mitten in die Spannungen und Polarisierungen unserer Zeit. In all die Irritationen und Vereinnahmungen, die uns täglich prägen und herausfordern. In all die politischen, wirtschaftlichen und moralischen Konflikte der Gegenwart, die so viel Sprengkraft besitzen. In all die Diskussionen und Streitigkeiten in unseren Familien, auf unseren Arbeitsplätzen, in unserer Alltagsgesellschaft bis hinein in unsere Gemeinde. Auch uns ist es nicht verborgen geblieben: 

Vor allem in den sozialen Medien wird der Umgangston rauer und unbarmherziger. Ja, aggressiv. Es wird über politische Ziele, Ein- und Ausgrenzungen, Geschlechterrollen und Familienbilder, religiöse Zugehörigkeiten und wirtschaftlich drängende Fragen diskutiert und geurteilt. Bis hin zu Demonstrationen und Streiks. Unsere Jahreslosung hinterfragt jeden einzelnen unserer Sätze, Posts und Transparente. Fragt provokant: „Hast  du das aus Liebe gesagt und getan?“ Dabei geht es um eine Liebe, die Macht und Kraft hat, alles zu verändern. Konflikte in Korinth veranlassen den Brief des Paulus an die Gemeinde dort. Nachdem Paulus strittige Themen detailliert angesprochen hat, ist unsere Jahreslosung gewissermaßen sein Schluss-Satz. Zu lieben, das ist etwas sehr Aktives. Kein “wäre aber

schön, wenn…”. Sondern eine innere Haltung, in der alles – auch in der Öffentlichkeit - geschieht. Deshalb Straßenkunst. Im wahrsten Sinn des Wortes. Kurven lassen sich ja nicht so leicht verlegen mit rechteckigen Steinen. Aber da hat offensichtlich einer noch ein bisschen Zeit übriggehabt und sich ein Herz gefasst. Stellen wir uns die Ziegelpflasterung bewegt, als Fluss  vor, dann gibt es da mitten in den Strömungen unserer Lebenswege den Widerstand des Herzens.  Einen Störfaktor im Strom des Alltags. Aus dem gleichen Material. Aber doch besonders angeordnet. Zwei große Herzkammern, die den Weg geheimnisvoll beleben. Wird es uns gelingen, auf  unserem  Weg  innezuhalten? Einen Liebes-Raum zu eröffnen, den Gott uns eröffnet? Mit  beiden Füßen im Fluss der Zeiten zu stehen und sich doch  neu ausstatten  zu  lassen?  Mit Maßstäben der Liebe?  

Ich lade ein zu einem Gebet: "Herr, mache mich zum Raum deiner Liebe, die den Fluss der Zeit verändert. Schenke mir Widerständigkeit, wo Gewalt und Unrecht stürmen. Damit ich anders bleibe, wie du es uns durch deinen Geist verheißen hast. Amen“. 

Ihr Pfarrer Michael Zemmrich

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